Dyskalkulie
Überblick
Synonym: Rechenschwäche
Kinder, die unter Dyskalkulie leiden, haben eine Entwicklungsstörung der Rechenfähigkeiten und deshalb Schwierigkeiten, sich den Zahlenraum vorzustellen. Nur unter enormen Anstrengungen gelingt es ihnen, mathematische Fähigkeiten zu entwickeln und Rechenoperationen durchzuführen. Die schulischen Leistungen können aber ansonsten gut sein. Deshalb spricht man auch von einer Teilleistungsstörung.
Dyskalkulie ist weder auf eine unzureichende Schulausbildung noch auf eine beeinträchtigte geistige Intelligenz zurückzuführen. Wissenschaftler schätzen die Zahl der Kinder mit Rechenschwächen auf sechs Prozent. Lehrern zufolge gibt es ca. 15-20 Prozent von Kindern mit Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht, was jedoch nicht unbedingt auf eine Dyskalkulie zurückzuführen ist.
Ursachen
Es gibt keine singuläre Ursache für die Dyskalkulie, sondern sie ist die Folge eines Aufeinandertreffens mehrerer Faktoren. Zumindest wird aber die Anlage, an Dyskalkulie zu erkranken, vererbt, denn sie tritt familiär gehäuft auf. Es liegt eine Störung der Gehirnfunktion vor, die es den Kindern erschwert, mathematische Begriffe zu erlernen und zu verstehen. Das Gehirn nimmt ständig Reize aus unserer Umwelt auf und verarbeitet diese nicht nur, sondern filtert auch unwichtige Information aus. Bei der Dyskalkulie ist die Informationsverarbeitung in Bezug auf Zahlen gestört.
Faktoren, die neben der Vererbung das Auftreten der Störung begünstigen, sind folgende:
- Wenn während der Schwangerschaft Mittel eingenommen werden, die die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. Dazu zählen z.B. Alkohol, Medikamente und Drogen
- Schwere Erkrankungen im Kleinkindalter
- Infektionen in der Schwangerschaft, Sauerstoffmangel bei der Geburt
Aber auch die Umgebung, in der Kinder Mathematik erlernen, spielt eine Rolle. Wenn sie stark unter Druck stehen bzw. sich unwohl fühlen, kann dies zusammen mit einer leichten Veranlagung eine deutliche Dyskalkulie auslösen, die sich auch auf andere Fächer auswirken kann.
Symptome
Kindern mit Dyskalkulie mangelt es an der Vorstellungskraft für Zahlen, Maße und Gewichte. So verstehen sie z.B. nicht, dass eine Zahl kleiner sein kann als eine andere. Außerdem haben sie Schwierigkeiten, die Uhr zu erlernen oder Textaufgaben zu lösen, und sie können das Erlernte nicht auf andere Aufgaben anwenden. Ebenso wenig gelingt es ihnen, Verbindungen zwischen Zahlen und den entsprechenden Mengen herzustellen. Ihre Aufmerksamkeitsdefizite werden durch falsches Abschreiben oder Auslassen von Rechenzeichen sichtbar.
Diagnose
Eine Diagnose sollte unbedingt unter Einbeziehung von Psychologen und Fachärzten gestellt werden. Nicht jedes Versagen im Fach Mathematik muss eine Dyskalkulie als Ursache haben.
Für die Diagnose ist es wichtig zu wissen, wie die Entwicklung des Kindes bereits vor der Einschulung verlief und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Darüber hinaus werden Fragen gestellt wie z.B.: Werden die Hausaufgaben erledigt? Geht das Kind gern in die Schule? Außerdem sollte das Kind einen Intelligenztest machen. Bevor die Diagnose Dyskalkulie gestellt werden kann, muss neben anderen neurologischen Untersuchungen geprüft werden, ob das Kind gut hört und sieht.
Therapie
Am Anfang der Therapie steht eine Aufklärung der Eltern und auch des Kindes und der Lehrer über die Leistungsschwäche. Ein verständnisvoller Umgang mit der Krankheit ist sehr wichtig für die weitere Entwicklung des Kindes. Eltern und Lehrern muss der richtige Umgang mit dem Kind erklärt werden. So sollten Fehlleistungen nicht bestraft, sondern schon kleine Erfolge hervorgehoben und gelobt werden.
Kinder mit Dyskalkulie benötigen individuelle Hilfe. Normale Nachhilfe in Gruppen ist nicht sehr hilfreich, sondern eher ein Lerntherapeut, der sich auf die Schwäche des Kindes einstellt und ihm beim Erlernen mathematischer Kenntnisse zur Seite steht, damit das Kind die Zusammenhänge nachvollziehen und sich besser merken kann.
Eine Therapie sollte möglichst schon im Vorschulalter oder während des ersten Schuljahres beginnen. In einigen Bundesländern sind Dyskalkulie und Legasthenie als Krankheit anerkannt.
Prophylaxe
Die ersten Grundschuljahre des Kindes sind die wichtigsten. Hier wird der Grundstein für Mathematik gelegt. Deshalb sollte eine Therapie möglichst früh beginnen, um dem Kind die Chance zu geben, eine erfolgreiche Schullaufbahn zu absolvieren.
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