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Adipositas

Überblick

Synonyme: Fettsucht, Übergewicht, Fettleibigkeit

Adipositas ist eine chronische Gesundheitsstörung, die durch eine übermäßige Vermehrung von Fettgewebe oder Einlagerung von Fett in das Fettgewebe des Körpers gekennzeichnet ist. Die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher ist in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen, mittlerweile ist jedes fünfte Kind in Deutschland davon betroffen. Abgesehen von den psychischen Belastungen, stellt starkes Übergewicht auch einen ernsten Risikofaktor für das Auftreten von Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) dar. Die Lebenserwartung der Betroffenen ist deutlich herabgesetzt, die Verkürzung der mittleren Lebensdauer durch Adipositas ist in den Industrienationen ungefähr doppelt so hoch wie die durch Krebs.
Für adipöse Kinder und Jugendliche spielen meist weniger die gesundheitlichen, sondern eher die psychosozialen Folgen eine besondere Rolle. Sie werden oft verspottet oder gar ausgegrenzt, und ihr Selbstwertgefühl ist gering.
Ohne rechtzeitige Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion bleiben betroffene Kinder meist auch als Jugendliche und Erwachsene übergewichtig.

Ursachen

Die Ursachen für Fettsucht können verschieden sein, gemeinsam ist ihnen jedoch immer die Einlagerung von Fett in Fettzellen. Während beim Erwachsenen die Anzahl der Fettzellen nicht mehr ansteigt und sich das Fett in den vorhandenen Zellen einlagert, vermehren sich bei übergewichtigen Kindern auch noch die Anzahl der Fettzellen, so dass sie Gefahr laufen, auch als Erwachsene „fett“ zu bleiben. Der Grund für die Einlagerung von Fett in Fettzellen ist eine positive Energiebilanz des Körpers, das heißt, ihm wird mehr Energie in Form von Kohlehydraten zugeführt als er zur Erhaltung seiner Funktionen benötigt. Die überschüssige Nahrungsenergie wird dann in Form von Fett gespeichert. Das vermehrte Fett im Körper hat darüber hinaus noch Auswirkungen auf den Zuckerstoffwechsel, denn die Empfindlichkeit des Körpers auf das Hormon Insulin verringert sich. Der Körper nimmt den durch die Nahrung aufgenommenen Zucker erst mit Verzögerung in die Zellen auf, das Hungergefühl hält länger an und man isst noch mehr – ein Teufelskreis!
Übergewicht lässt sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen, sondern wird sowohl durch Umweltfaktoren (Ernährungsgewohnheiten, mangelnde körperliche Bewegung) als auch durch genetische Veranlagungen beeinflusst. Auch seelische Störungen wie Verlusterlebnisse, Einsamkeit, Angst oder Depressionen können Übergewicht verursachen oder verschlimmern. Übermäßiges Essen dient dann dem „Frustabbau“ und wird zur Ersatzbefriedigung.
Selten kann allerdings auch eine körperliche Erkrankung – wie z.B. eine vererbte angeborene Erkrankung oder eine erworbene Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse, Schilddrüse oder Nebenniere – der Adipositas zugrunde liegen.
Auch Medikamente können mitunter Fettsucht auslösen, z.B. Kortison, Insulin oder Neuroleptika. Sie regen den Appetit an oder bewirken, gerade bei Kindern und Jugendlichen, eine Vermehrung der Fettzellen. Doch meist steigt das Körpergewicht dann nur um einige Kilogramm an und führt nicht zur ausgeprägten Adipositas.

Symptome

Die Symptome einer Adipositas sind auf den ersten Blick offensichtlich: Die Betroffenen besitzen eine gewisse Körperfülle sind träge und unbeweglich. Die weniger sichtbaren Merkmale können jedoch weitaus tragischer sein und z.T. auch erst im Erwachsenenalter als Folge der kindlichen Fettsucht auftreten.
Fettleibigkeit geht mit einer Reihe von körperlichen Beschwerden einher. Am problematischsten ist Übergewicht als Risikofaktor für Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist bei übergewichtigen Kindern deutlich eingeschränkt, und selbst bei geringsten Anstrengungen wird ihr Herz-Kreislauf-System überfordert. Sie sind schnell erschöpft und leiden unter Atemnot, beschleunigtem Puls und sogar unter Atemstörungen während des Schlafes. Fett in der Bauchgegend drückt massiv auf die Lunge und verhindert deren freie Ausdehnung. Gerade nachts kann es deshalb zu Atemaussetzern kommen. Dicke Menschen schnarchen oft stark, was ein freies Atmen ebenfalls behindert und zur Sauerstoffunterversorgung und Abgeschlagenheit am Tag führt. Gefäßentzündungen, die schon übergewichtige Kinder aufweisen, bergen das Risiko einer Gefäßverkalkung, in deren Folge Herzkrankheiten und Schlaganfälle auftreten können. Des Weiteren ist das Risiko für Asthma, Gallensteine und den Anstieg der Harnsäure im Blut (was später zur Gicht führen kann) erhöht. Aufgrund einer verstärkten Schweißproduktion bilden sich oft zwischen den Hautfalten Entzündungen. Aber es kann auch zu erheblichen orthopädischen Problemen wie Rückenschmerzen (vor allem der Lendenwirbelsäule) oder Kniebeschwerden kommen. Die Gelenke und der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat werden durch das hohe Gewicht auf Dauer überlastet. Gelenkschäden und Bandscheibenvorfälle sind häufige Begleiterscheinungen. Bei fast der Hälfte der übergewichtigen Mädchen und Frauen treten Menstruationsstörungen auf. Fettsüchtige sind zudem besonders gefährdet, an Tumoren des Verdauungstraktes, der Nieren, Eierstöcke oder der Brust zu erkranken.
Doch abgesehen von all diesen körperlichen Problemen, leiden fettleibige Kinder vor allem auch unter sozialer Ausgrenzung und Ablehnung. Oft werden sie von anderen Kindern verspottet und gehänselt und trösten sich schließlich, indem sie noch mehr Essen in sich hineinstopfen.

Diagnose

Der so genannte Body Mass Index (BMI), der sich aus dem Körpergewicht geteilt durch die Körpergröße im Quadrat berechnet, gilt auch bei Kindern und Jugendlichen als Maß für Übergewicht, allerdings wird außerdem noch nach Alter und Geschlecht unterschieden, wobei die Alterseinteilung eine wesentliche Rolle spielt. Aufgrund der alters- und entwicklungsabhängigen Unterschiede, die eine so allgemeine Formel nicht berücksichtigen kann, greift man allerdings jetzt auf so genannte Perzentilkurven zurück, die es für jedes Alter gibt und an denen man genau ablesen kann, wie viel ein Kind durchschnittlich wiegt.
Bei starkem Übergewicht sollte das Kind zunächst auf körperliche Erkrankungen, die einer erheblichen Gewichtszunahme zugrunde liegen könnten, untersucht werden. Meistens sind jedoch psychische Belastungen, falsche Ernährung und Bewegungsmangel für das Übergewicht verantwortlich.

Therapie

Eine Therapie der kindlichen Fettsucht sollte früh erfolgen. Die Hoffnung, dass sie sich in der Pubertät schon „herauswächst“, erfüllt sich oft nicht, und leider ist die kindliche Fettsucht der Grundstein für viele gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter.
Grundlage jeder Therapie bei Adipositas ist eine Gewichtsreduktion. Dazu ist eine Ernährungsumstellung unerlässlich, bei der sowohl die Nahrungsmenge reduziert, als auch die Nahrungszusammensetzung (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte zugunsten von Fett und Süßigkeiten) verbessert werden muss. Ebenso wichtig ist aber auch regelmäßige Bewegung. Ob lieber in der Gruppe oder einzeln – die Kinder und Jugendlichen sollten körperlichen Aktivitäten nachgehen, die ihnen Spaß machen, um motivierter zu sein. Wichtig ist vor allem, dass der junge Patient seinen Körper besser kennen lernt und ein natürliches Gespür dafür entwickelt, was ihm gut tut und was nicht.
Da sich übergewichtige Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, darf die Therapie nicht ohne kinderärztliche Betreuung erfolgen.
Bei psychisch verursachter Adipositas ist eine Psychotherapie (z.B. eine tiefenpsychologische oder Verhaltenstherapie) angezeigt, bei der es ratsam sein kann, die Familienmitglieder mit einzubeziehen.
In schweren Fällen kann eine Therapie auch in einer dafür vorgesehenen Einrichtung stattfinden, weil dort eine kontrollierte Verhaltenstherapie zusammen mit angemessener Ernährung und Bewegung durchgeführt werden kann.
In jedem Fall sollte eine Therapie ein Zusammenspiel aus Ernährungs-, Bewegungs- und Psychotherapie sein, mit dem Ziel einer verbesserten Lebensqualität.

Prophylaxe

Eltern sollten auf die ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung ihrer Kinder achten, damit sich aus einem anfänglich leichten Übergewicht keine Adipositas entwickelt. Oft „mästen“ Mütter ihre Kinder regelrecht aus Gutmütigkeit und Zuneigung, deshalb ist eine Aufklärung der Familien über Ernährung und die Bedeutung ausreichender Bewegung äußerst wichtig.

 

Adressen zum Thema "Adipositas"

Kliniken: 80 Einträge

Rehabilitationseinrichtungen: 20 Einträge

Sozialpädiatrische Zentren: 1 Eintrag

Patientenverbände: 6 Einträge

Ergotherapeuten: 3 Einträge

Logopäden: 1 Eintrag

Selbsthilfegruppen: 3 Einträge

 

 



 

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